Bitcoin-Experte Roman Reher, bekannt durch seinen Youtube-Kanal „Der Blocktrainer“, erklärt, warum Bitcoin in Zeiten der Bankenkrise für viele Anleger attraktiv wird.
Warum wird Bitcoin in der aktuellen Bankenkrise für viele Anleger interessant?
Die aktuelle Bankenkrise beruht primär auf einem Vertrauensproblem, das zu Liquiditätsproblemen führt. Den Menschen wird immer mehr bewusst, dass das Bankwesen auf einem sogenannten Teilreserve-System basiert und diese mehr Geld vergeben als sie eigentlich besitzen. Dieses Geld wird in Form von Krediten aus dem Nichts erschaffen, weswegen man hierbei auch von sogenanntem Fiatgeld (lat. fiat = „es werde“) spricht. Da Fiatgeld auf Schulden basiert, von denen nur ein Bruchteil als Reserve von den Banken gehalten werden muss, kann dies dazu führen, dass Banken in Liquiditätsengpässe geraten, wenn mehrere Leute gleichzeitig Geld abheben möchten. Man spricht hierbei von sogenannten „Bank Runs“.
Je mehr Menschen in kurzer Zeit Geld von den Banken abheben möchten, desto schwieriger wird es für die Banken, das Geld aufzutreiben. Dies verstärkt wiederum den Vertrauensverlust in die Banken und zieht Kaskaden-Effekte nach sich. Bitcoin hingegen ist, was die Geldmenge und -Schöpfung betrifft extrem transparent und algorithmisch vorgegeben. Niemand kann Bitcoin aus dem Nichts erzeugen und keine zentrale Instanz kann die Geldmenge anheben. Überdies ist man bei Bitcoin nicht auf Drittparteien angewiesen und das System funktioniert vertrauensfrei. „Sei deine eigene Bank“, lautet einer der Leitsätze in der Bitcoin-Community und für Menschen ist es in Zeiten, in denen das Vertrauen in Banken wankt, wohl genau dies interessant.
Wie kann Bitcoin zur Lösung der Bankenkrise beitragen?
Zum einen auf individueller Ebene, dadurch, dass Menschen die Möglichkeit haben, den Banken etwas Macht zu nehmen, Gelder selbst zu verwahren und Eigenverantwortung zurückzugewinnen. Aber auch die Banken und unser Geldsystem können in gewisser Weise von Bitcoin profitieren, sofern es als Reserve-Asset verwendet würde. Der Ursprung der Bankenkrise in den USA liegt zu großen Teilen in der expansiven Geldpolitik respektive Niedrigzinspolitik der vergangenen Jahre, allen voran während der Corona-Pandemie. Diese führte dazu, dass seitens der Banken viel Geld in US-amerikanische Staatsanleihen geflossen ist, die als eines der weltweit sichersten Assets gelten, was auch zu steigenden Preisen führte.
Durch die Zinswende sind die Staatsanleihen nun jedoch im Preis gefallen, was zu mehreren hundert Milliarden US-Dollar an unrealisierten Verlusten im Bankensektor führte. In einem auf Bitcoin basierenden Geldsystem wäre dies so nicht möglich gewesen und man hätte das Problem bereits an der Wurzel gepackt. Allerdings wäre dies nur sehr langfristig gedacht eine Lösung. Kurzfristig gesehen kann Bitcoin nur den Individuen bei der Bewältigung helfen, aber die Krise per se vermutlich nicht lösen.
Welche Risiken birgt Bitcoin im Vergleich zu traditionellen Banken?
Zum einen unterliegt Bitcoin heute natürlich noch dem Risiko von extrem hoher Volatilität. Der Preis unterliegt starken Schwankungen und je nach eigenem Anlagehorizont, kann sich dies als Problem herausstellen. Dies ist allerdings eher ein Risiko im Vergleich mit Preisstabileren Assets und nicht wirklich zu den Banken per se. Im Vergleich mit traditionellen Banken sehe ich im Bitcoin-Netzwerk eher das Risiko der Selbstverwahrung, welches aber ohne Zweifel auch gleichzeitig große Chancen bietet. Allerdings gehört zur Selbstverwahrung auch Selbstverantwortung und somit Eigeninitiative. Man muss sich bewusst machen, dass es im Gegensatz zum Bankwesen keine Drittparteien gibt, die bei Fehlern etwas rückgängig machen können. Dies birgt gerade für unerfahrene Anfänger ein Risiko, das durch immer einfacher werdende Hilfsmittel aber auch stetig sinkt und mittlerweile eigentlich kein großes Problem mehr darstellt.
Wie sieht die Zukunft von Bitcoin und anderen Kryptowährungen in der Finanzwelt aus?
Bitcoin wird in der Zukunft vermutlich eine immer größer werdende finanzpolitische Rolle spielen. Bereits jetzt ist Bitcoin bei zahlreichen großen politischen Debatten und Wahlen ein nicht mehr wegzudenkendes Thema - allen voran in den USA. Aber auch auf der globalen geldpolitischen Bühne ist Bitcoin bereits ein immer wichtiger werdender Akteur. Das US-Dollar-System erfährt in seiner Rolle als Weltwährung gerade aus den sogenannten BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) enorm starke Konkurrenz. Während die Erde also gerade möglicherweise auf ein duales System zusteuert, bei dem sich Nationen zwischen dem US-Dollar und der geplanten BRICS-Währung entscheiden müssen, kann Bitcoin eine freie Alternative bieten, die von keinem Staat kontrolliert wird. Aber auch Abseits des makroökonomischen Geschehens, nimmt der Einfluss des BTC zu. Immer mehr Menschen beginnen, ihn als Geld oder Vermögenswert anzuerkennen und die ersten Banken nehmen den Bitcoin in ihr Angebot auf. Außerdem wird auch der Einfluss im Bezug auf grenzüberschreitende Transaktionen zunehmen, da der Bitcoin hierbei gegenüber den Systemen von Western-Union und Co. enorme Vorteile aufweist.
Was sollten Anleger beachten, wenn sie in Bitcoin investieren wollen?
Da Bitcoin, analog zu Gold, keine Renditen auszahlt, ist „investieren“ eigentlich der falsche Begriff. In Bitcoinern-Kreisen spricht man meist von „sparen“, da dies viel treffender ist. Bevor man überhaupt mit dem Investieren, oder – wie wir eben gelernt haben – Sparen, beginnt, sollte man sich zumindest einige Stunden mit der Thematik auseinandersetzen. Hinter Bitcoin steckt viel mehr, als es auf den ersten Blick scheint und das Lesen von einigen dedizierten Einsteigerbüchern, – Artikeln oder das Anschauen von YouTube-Videos zu der Thematik ist ein Muss. Da Bitcoin das erste knappe digitale Gut der Welt ist, das es uns darüber hinaus gestattet, es selbst zu verwahren, sollte man außerdem darauf achten, dass man auch tatsächlich „echte“ Bitcoins erwirbt und nicht etwa Derivate, die lediglich den Preis abbilden. Nur dann kann man diese auch ohne Drittpartei verwahren und sich mit dem vollen Bitcoin-Erlebnis vertraut machen. Obendrein ist es wichtig, sich nicht von den falschen Versprechungen blenden zu lassen, die von den tausenden anderen Kryptowährungen gemacht werden. Im Kryptomarkt ist es gerade als Anfänger wahnsinnig leicht, auf Lug und Trug hereinzufallen, weswegen wir immer raten, sich zunächst ausschließlich auf Bitcoin und etablierte Services zu fokussieren.
Surftipp: Kryptowährung und Klimawandel - Der wahre Stromverbrauch von Bitcoin
Author: Cory Woods
Last Updated: 1699497603
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