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Die Vikings 5x05


Ivar (Alex Hogh Andersen) trifft in Bischoff Heahmund (Jonathan Rhys Meyers) auf einen ebenbürtigen Gegenspieler. Der junge Wikinger entwickelt gleichzeitig eine eigenwillige Faszination für den christlichen Krieger, der noch sehr wertvoll für Ivars Zwecke werden könnte.

Floki (Gustaf Skarsgard) kehrt indes nach Kattegat zurück, wo er nach neuen Gefolgsleuten sucht, die ihn auf seiner Reise ins Land der Götter begleiten wollen. Dies sorgt wiederum für Unruhe in der Stadt, die Lagertha (Katheryn Winnick) angesichts des nahenden Konflikts gar nicht gebrauchen kann.

Bjorn (Alexander Ludwig) erhält unterdessen einen opulenten Empfang in Nordafrika, doch dort ist nichts wie es scheint.

Vikings-Schöpfer Michael Hirst führt in der Episode The Prisoner geschickt mehrere verschiedene Handlungsstränge zusammen und erzeugt dadurch neue Spannungen, die schon bald hitzige Konflikte nach sich ziehen könnten. Hier und da geht es jedoch recht vage zu, was etwas problematisch ist.

Zuletzt wurden in der fünften Staffel von Vikings munter Handlungsorte und -stränge gewechselt. Die vielen unterschiedlichen Teilgeschichten forderten gar ein wenig ihren Tribut, jeder einzelnen von diesen in einer einzigen Folge gerecht zu werden. Serienautor Michael Hirst und sein Team haben jedoch einen guten Mittelweg gefunden und sich mitnichten von der schieren Fülle an Charakteren und deren jeweiligen Handlungsbögen übermannen lassen. Dennoch ist es in der Episode The Prisoner mal wieder recht angenehm, dass wir es letzten Endes nur mit drei Handlungssträngen zu tun bekommen, von denen zwei immer mehr ineinander verwoben werden und der dritte dank eines neuen Settings eine gelungene Abwechslung darstellt.

Darüber hinaus merkt man dem Historiendrama an, dass bereits die Halbzeit der ersten Hälfte der fünften Staffel erreicht ist. Dementsprechend drückt Hirst ein wenig auf die Tube und bereitet allen voran in Skandinavien etwas spürbar Großes vor. Dafür, so scheint es zumindest, lässt man nun wohl die Geschichte in England ein wenig ruhen, zieht es Ivar (Alex Hogh Andersen) und seine Anhänger doch zurück in die Heimat. Hier erwartet uns aller Voraussicht nach ein gewaltiger Konflikt, der behutsam auf den Weg gebracht wird und von einigen unberechenbaren Faktoren geprägt ist. Hier liegt auch der größte Reiz an „The Prisoner“, generiert man doch wunderbar ein Gefühl der Anspannung und Vorfreude ob des Resultats dieses Hin- und Herverschiebens der einzelnen Spielfiguren.

At the edge of everything

Bjorn (Alexander Ludwig) und seine Abenteuer im Mittelmeerraum und Nordafrika geraten derweil ein wenig ins Hintertreffen. In der letzten Episode gefiel mir diese neue „alte“ Facette von „Vikings“ exzellent, begeben wir Zuschauer uns doch gemeinsam mit Bjorn auf eine Reise in fremde Welten, in der neue Dinge auf uns und den Spross Ragnars warten. Diese Abenteuerlust hat man in The Plan perfekt eingefangen und auch in „The Prisoner“ verzückt man uns mit herrlichen Aufnahmen einer andersartigen Region. An der Seite von Bjorns Karawane, die sich zu einem Treffen mit dem mächtigen Emir Ziyadat Allah (Khaled Abol Naga) aufgemacht hat, erleben wir die Schönheit der gnadenlosen Wüsten Afrikas und werden später Zeugen des Austausches zweier Kulturen, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

A special place

Erinnerungen werden wach an die alten Abenteuer Ragnars, der sich offen, aber auch mit einer guten Portion Vorsicht auf neue Orte, Kulturen und Menschen eingelassen hat. Ganz ähnlich verhält sich Bjorn, der zurückhaltend sämtliche Informationen über den Emir aufsaugt. Dieser empfängt die Nordmänner mit offenen Armen und ist voller Vorfreude, Handel zu betreiben und die Beziehungen mit den Wikingern zu vertiefen. Es gibt Gastgeschenke (darunter eine Liebesgespielin für Halfdan, die nicht das ist, was sie vorgibt zu sein, was einen bizarren kleinen Moment zwischen Halfdan und Bjorn nach sich zieht) und ein wunderbares Festmahl, um die neue Partnerschaft zu besiegeln. Und um den verräterischen Euphemius (Albano Jeronimo) zu verspeisen, der den Emir hintergehen wollte und dessen Fleisch nun auf dem Abendbrotteller landet. Bitte, was?

Ja, Ziyadat Allah ist eben doch nicht der freundliche, zuvorkommende Herrscher, der er zu sein scheint. So müssen Bjorn, Halfdan (Jasper Pääkkönen) und Sinric (Frankie McCafferty) am Ende der Folge gar um ihr Leben bangen, Ausgang ungewiss. Großen Anteil an dieser blutigen Marschroute des Emirs hat die geheimnisvolle, bildhübsche Kassia (Karima McAdams), der jeder Wunsch von Ziyadat Allah erfüllt wird. Die Kulissen und die Ausstattung können sich in all diesen Szene sehen lassen, ich habe nur leider ein gänzlich anderes Problem mit diesem Handlungsstrang: Was passiert hier eigentlich und warum?

History
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© History

Higher powers

Für mein Empfinden ist das alles recht undurchsichtig und zu vage, vor allem die Hintergründe zum Verhältnis zwischen Kassia und dem Emir. Das Gleiche gilt dafür, warum genau man es auf Bjorn und Co abgesehen hat (nur, weil diese gemeinsame Sache mit Euphemius gemacht haben?). Ich gehe stark davon aus, dass bald etwas mehr Licht ins Dunkel kommt, daher möchte ich nicht zu vorschnell urteilen. Emotional involvieren kann mich dieser Teil der Episode aber nur mit Abstrichen, selbst der Cliffhanger zum Ende hin lässt mich etwas kalt, da mich derartige Gimmicks in Serien ohnehin nur sehr selten packen können. So, wie Bjorn von den aktuellen Ereignissen überrascht wird und sich zusammen mit Halfdan fragt, was hier eigentlich vorgeht, fühle ich mich persönlich auch als Beobachter aus der Ferne.

Diesem Handlungsstrang muss man die Zeit eingestehen, sich zu entwickeln, im Vergleich mit den anderen Vorkommnissen in The Prisoner fällt man qualitativ jedoch ein wenig ab. Das liegt aber auch daran, dass es andernorts jetzt langsam richtig zur Sache geht und die Charaktere in Position gebracht werden. Der Bürgerkrieg unter den Wikingern scheint dabei ins Zentrum gerückt zu werden. In Kattegat erwartet man schon bald einen Angriff von Harald, die Allianz zwischen Lagertha (Katheryn Winnick) und Ubbe (Jordan Patrick Smith) ist offensichtlich aber gefestigt. Doch plötzlich kehrt Floki (Gustaf Skarsgard) aus dem „Land der Götter“ zurück und sorgt für neue Unruhe. Er möchte nämlich die wahren Gläubigen mit nach Island nehmen, wo sie unter der Riege der nordischen Götter das perfekte Leben führen können.

Kindred spirits

Lagertha freut sich zunächst über das Wiedersehen mit Floki, erkennt dann aber recht schnell, dass seine Rückkehr ihr mehr Ärger bereiten könnte, als sie es in diesen angespannten Zeiten gebrauchen kann. Auch ich habe nicht wirklich so weit gedacht, dass Floki und seine Loblieder auf das versprochene, fruchtbare Land, in dem man im Einklang mit den nordischen Göttern leben kann, brisante Faktoren an der Heimatfront der Wikinger sein könnten. Lagertha kann auf dieses Störfeuer in ihren eigenen Reihen verzichten, doch Floki findet schnell eine treue Schar an Anhängern, die ihm brav aus der Hand fressen und folgen wollen. Ein bisschen gruselig ist es aber schon, wie Floki mit strahlenden Augen vom gelobten Land berichtet. Das nimmt fast schon sektenähnliche Züge an... Aber vielleicht ist das auch nur mein persönlicher Eindruck.

The chosen ones

Mir gefällt jedoch die Entscheidung, „Eigenbrötler“ Floki nach seinem kurzen Alleingang wieder mehr in das große Gesamtbild von Vikings zu involvieren. Die Charakterkonstellation unter den Wikingern wird dadurch wieder etwas verzwickter, der Ausgang der Situation unberechenbarer und der drohende Konflikt spannender. Zu Flokis Gefolgschaft, die nun im Geheimen die Abreise vorbereiten soll, gehört übrigens auch eine Figur namens Ketjill Flatnose, gespielt von dem ehemaligen WWE-Star Adam Copeland aka Edge. Ketjill spielt in den Geschichtsbüchern und nordischen Sagen tatsächlich keine unbedeutende Rolle, floh er doch im Zuge der Angriffe durch Harald Fairhair aus Skandinavien und besiedelte neue Ländereien in und um die britischen Inseln und im heutigen Schottland.

Hirst könnte hier mal wieder Fiktion und Historie kombinieren, während Kattegat wie schon so oft in der Vergangenheit zu einem Pulverfass avanciert und der kleinste Funken eine Eskalation herbeiführen könnte. Das gilt sowohl für den übergeordneten Konflikt zwischen Lagertha und Harald als auch für Unstimmigkeiten auf untergeordneten, eher persönlicheren Ebenen. So sehen wir zum Beispiel, dass sich Torvi (Georgia Hirst) mit ihrem ältesten Sohn Guthrum (Ben Roe) herumärgern muss, der an den wiedergeborenen Floki und seine Geschichten glaubt und ebenfalls Kattegat verlassen will. Die Lage spitzt sich zu und den dicksten Brocken, durch den sehr wahrscheinlich nur noch mehr Öl ins Feuer gegossen wird, haben wir noch gar nicht thematisiert: die Rückkehr Ivars.

History
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© History

The journey

Es deutet zumindest sehr viel daraufhin, das der jüngste Sohn Ragnars in seine Heimat zurückkehren wird, um dort erst einmal für Klarheit zu sorgen, wer der wahre Anführer der Wikinger ist, bevor er seinen Eroberungsfeldzug in fremden Ländereien fortsetzen will. Die Episode beginnt mit dem erwarteten Überraschungsangriff der Wikinger, die ihre angelsächsischen Feinde erfolgreich in die Falle gelockt haben und in den Straßen Yorks abermals ein Blutbad anrichten. Die Action ist solide umgesetzt, wenn auch nicht so spektakulär wie noch in der dritten Folge der Staffel, Homeland, und hat ein paar denkwürdige, brutale Momentaufnahmen zu bieten.

Menschen werden niedergetrampelt (eine glücklose Schildmaid erwischt es besonders heftig, als sie von Heahmunds Schlachtross niedergeritten wird), ein Koloss von einem Mann schwingt seinen gewaltigen Kriegshammer und rafft fast den jungen Alfred hin. Kurz: Das altbekannte, so Vikings-typische Chaos nimmt seinen Lauf. Die Engländer sind derweil wieder einmal heillos überfordert und in manchen Szenen denke ich mir, dass es doch nicht so schwer sein kann, den aus der Kanalisation von York herausströmenden Wikingern etwas entgegenzusetzen. Vor allem, weil viele Angreifer „nur“ mit Pfeil und Bogen bewaffnet sind. Möglicherweise gehe ich hier aber auch zu pragmatisch an das Ganze heran. So sehr ich mich von diesen Szenen mitreißen lassen möchte, so sehr ärgere ich mich nach wie vor über die Naivität von Aethelwulf (Moe Dunford) und seinen Mannen.

Salvation

Am Ende stecken sie die nächste verheerende Niederlage ein und geben sich erst einmal geschlagen. Die Hoffnung scheint verloren, auch, weil Gotteskrieger Heahmund (Jonathan Rhys Meyers) gefangen genommen wurde und dies zusätzlich zur verlorenen Schlacht schon fast als eine Art Zeichen Gottes gewertet wird, dass dieser die Engländer verlassen hat. Heahmund selbst wehrt sich bis zur letzten Minute und weckt mit seiner Überzeugung und Furchtlosigkeit das Interesse Ivars. Dieser lässt den Kriegerbischof in einem blutigen Schauspiel um Leben und Tod weiter kämpfen, was Heahmund dankbar annimmt, jedoch mit einer ironischen Geste quittiert. Letztlich steht Heahmund allein auf weiter Flur, wobei er mir da sicherlich deutlich widersprechen würde: Er hat ja nach wie vor seinen allmächtigen Gott, der ihm Kraft und Zuversicht gibt. Ivar hört sich in der Folge das religiöse Gebrabbel seines Gefangenen interessiert an und setzt sich zum Ziel, diesem die Augen zu öffnen.

True believers

Die Szenen zwischen den beiden erinnern mich ein klein wenig an das ständige Hin und Her zwischen Ragnar und Ecbert, die auf den ersten Blick auch grundverschieden waren, letztlich aber gewisse Gemeinsamkeiten verband. Ivar und Heahmund sind jedoch weitaus extremer als das „Traumduo“ aus den vergangenen Staffeln, das am Ende ein eigenwilliges, sehr spezielles, manchmal sogar fast schon freundschaftliches Verhältnis pflegte. Ob es zwischen Ivar und Heahmund ebenfalls so weit kommen wird? Stand jetzt sieht Ivar in dem kampferprobten Christen ein interessantes Experiment, eine Art persönliches Projekt, ihn mit auf eine Reise zu nehmen, die Heahmund seine Überzeugungen, Annahmen und Vorurteile eventuell überdenken lässt. Fraglich ist nur, ob er überhaupt dazu bereit ist, sich zu öffnen oder ob sein Hass gegenüber den heidnischen Barbaren aus Skandinavien viel zu stark ist, als dass er verstehen kann, dass auch diese ein Anrecht auf ihren Glauben und religiöse Überzeugungen haben.

Das Zusammenspiel zwischen Alex Hogh Andersen und Jonathan Rhys Meyers gestaltet sich hier noch nicht sehr aufsehenerregend, die „Paarung“ ihrer beiden hochintensiven, dominanten Charaktere klingt auf dem Papier aber verlockend. Und dann kommt eben noch hinzu, dass Ivar sich wohl auf dem Weg nach Kattegat befindet und seine Ansprüche geltend machen will. Selbst Hvitserk (Marco Ilso) stimmt plötzlich extrem aggressive Töne an (von Ubbes kleinem Schoßhund zum loyalen Bluthund Ivars...) und eine kurzfristige Allianz mit Harald gegen Lagertha und Ubbe steht ebenfalls im Raum. Wenn da mal nicht schon bald Schwerter und Äxte gekreuzt werden und der Krieg unter den Wikingern zeitnah sehr konkrete Formen annimmt...

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Author: Ricky Goodman

Last Updated: 1699138322

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Name: Ricky Goodman

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