Gezänk der Tech-ChefsElon Musk schiesst sich auf Wikipedia ein
Der X-Chef hat dem Onlinelexikon eine Milliarde geboten, wenn es seinen Namen in «Dickipedia» ändert. Vorausgegangen war ein Streit mit Wikipedia-Gründer Jimmy Wales.
«Ich spende eine Milliarde Dollar, wenn sie ihren Namen zu ‹Dickipedia› ändert», hat Elon Musk am Sonntag auf X geschrieben. Der Post war an Wikipedia adressiert – und eine Beleidigung. «Dick» kann als Beleidigung wie «Pfeife» oder «Flasche» gelesen werden, ist aber auch ein Synonym für das männliche Geschlechtsorgan – und es ist auch nicht der erste Peniswitz von Elon Musk. Im Juli, als er sich öffentlich mit Meta-Chef Mark Zuckerberg angelegt hatte und ein Wrestlingkampf zwischen den beiden zur Debatte stand, hatte er einen «wortwörtlichen Schwanzmesswettbewerb» vorgeschlagen.
Der Beleidigung vorausgegangen war Musks Beanstandung der Spendenaktion, mit der die gemeinnützige Stiftung hinter Wikipedia derzeit Geld für den laufenden Betrieb einsammelt: «Haben Sie sich jemals gefragt, warum die Wikimedia Foundation so viel Geld will? Für den Betrieb ist das sicherlich nicht nötig. Der ganze Text hat locker auf Ihrem Handy Platz», hat der X-Besitzer geschnödet, um dann nachzubohren: «Wofür also ist das Geld? Wissbegierige Menschen wollen es wissen ...»
Nebenbemerkung: Wikipedia passt aufs Handy, wenn nur der Text berücksichtigt wird. Er umfasst in allen Sprachen gut 59 Millionen Seiten oder oder um die 20 Gigabytes. Mit allen Bildern, Videos und Audiodateien umfasst das Lexikon allerdings etwa 428 Terabytes, also etwa die 21'400-fache Datenmenge – und die passt definitiv auf kein Handy.
Der eigentliche Kern von Musks Unmut dürfte aber eine Kritik sein, die der Wikipedia-Gründer letzte Woche geübt hat: Schnelllebige Behauptungen und Gegenbehauptungen würden die Diskussion auf X dominieren, hat Jimmy Wales konstatiert. «Und Musk hat alle Hilfen entfernt, die es auch nur im Entferntesten möglich machten, echte Journalisten von Fakes zu unterscheiden.»
Der Disput wirft die Frage auf, wie viel Sinn eine Diskussionsplattform wie X noch hat.
Wales prangert die Tatsache an, dass sich die blauen Haken heute kaufen lassen, während sie vor der Umwidmung für die Überprüfung der Identität eines Account-Halters verantwortlich gemacht wurden.
Auf diesen Vorwurf hatte Musk wiederum mit einem Wortspiel reagiert, das nichts mit der eigentlichen Kritik zu tun hatte: «Bitte reparier Wokipedia», schrieb er an Wales' Adresse und stimmte damit in den Chor der Leute ein, die das Lexikon für zu links und zu woke halten.
«Ich bin doch kein Depp!»
So berechtigt die Beurteilung, so bedauerlich die öffentliche Gesprächsverweigerung von Musk. Der Disput zwischen den beiden wirft die Frage auf, wie viel Sinn eine Diskussionsplattform wie X noch hat, wenn der Besitzer öffentlich demonstriert, dass er überhaupt keine Lust auf ernsthafte Diskussionen hat.
Ein X-User fand deshalb, Wales solle doch einfach auf das Angebot eingehen und die Milliarde einstreichen – man könne den Namen schliesslich wieder zurückändern, nachdem das Geld eingegangen sei. Daraufhin sah sich Musk bemüssigt, eine Bedingung zu ergänzen: «Mindestens ein Jahr. Ich meine, ich bin doch kein Depp, lol.»
Matthias Schüssler ist Digitalredaktor und berichtet über Neuigkeiten der Tech-Konzerne, Soft- und Hardware und gibt Hilfestellung für den souveränen Umgang mit Smartphone, Computer und Gadgets.Mehr Infos
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Author: Jamie Blackburn
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