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Pascale Bruderer befasst sich mit stabilen Münzen und einem digitalen Schweizer Franken


Digitale Zahlungsmöglichkeiten sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Insbesondere auf Basis der Blockchain-Technologie öffnen sich hier neue Möglichkeiten. Pascale Bruderer, ehemalige Politikerin und heutige Verwaltungsratspräsidentin der Swiss Stablecoin AG (SSC), teilt im Gespräch mit CVJ.CH ihre Meinung.

Angesichts der stark zunehmenden Digitalisierung untersuchen Notenbanken rund um den Globus digitale Alternativen zu ihren Landeswährungen. Während einige bereits die Vorbereitungsphase für eine digitale Zentralbankwährung (CBDC) einläuten, zeigt sich die Schweizerische Nationalbank (SNB) eher zurückhaltend. Stattdessen überlässt die Währungshüterin einen digitalen Alltagsfranken der Privatwirtschaft. Hier möchte sich die Swiss Stablecoin AG (SSC) als führende Anbieterin positionieren. Ein digitaler Franken-Stablecoin soll die bestehende Zahlungsinfrastruktur mit mehr Funktionalität ergänzen, im digitalen Raum Transaktionen vereinfachen und dadurch innovative Geschäftsmodelle fördern.

CVJ.CH: Was sind für Sie die zentralen Eigenschaften eines Stablecoins?

VIDEO: Pascale Bruderer: «Es braucht einen digitalen Schweizer Franken»
24 Nachrichten CH

Pascale Bruderer: An Fiatwährungen gekoppelte Stablecoins kombinieren die Stabilität herkömmlicher Währungen mit neuen digitalen Funktionalitäten. Ich bin überzeugt, dass diese Kombination mit Blick in die Zukunft auf eine grosse und steigende Nachfrage stossen wird.

Wichtige Voraussetzung dafür ist Vertrauen im Sinne einer soliden Regulation – hier hat sich die Schweiz früh als Pionierin positioniert, indem der nötige Gesetzesrahmen geschaffen wurde.

Sind digitale Währungen die logische Folge der zunehmenden Digitalisierung?

VIDEO: Interview mit Pascale Bruderer
BlockchainStory

Absolut, die reellen verbinden sich immer mehr mit den virtuellen Welten – bis weit in unseren Alltag hinein. Da braucht es ein geeignetes Zahlungsmittel, das vertrauenswürdig und wertstabil, gleichzeitig aber auch digital und funktional ist. Beispielsweise, indem es sich verknüpfen lässt mit der elektronischen Identifizierung. Oder mit einer zweckgebundenen Programmierung – sei es für nachhaltigen Konsum, Mobilitätsbudgets oder Loyalitätsprogramme.

Die Erkenntnis, dass es dafür funktionale Zahlungsmittel braucht, ist zwischenzeitlich weit verbreitet, und zwar völlig unabhängig von Schlagwörtern wie Metaverse, Web3 oder Token Economy. Bereits ein nüchterner Blick auf die bereits eingesetzte Entwicklung in Handel und Industrie macht den Bedarf deutlich: Maschine-zu-Maschine-Prozesse mit integrierter Zahlung oder automatisierte Lieferungen-gegen-Zahlung-Mechanismen werden von der herkömmlichen Zahlungsinfrastruktur schlicht nicht abgebildet. Darum sollte diese ergänzt und digital erweitert werden.

Was unterscheidet einen Franken-Stablecoin von FinTech-Diensten wie Twint?

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Thomas der Sparkojote

Da gibt es eine ganz grundsätzliche Unterscheidung – nämlich die dahinter stehende Infrastruktur. Ein Stablecoin basiert auf dezentraler Technologie: Sie erlaubt einen direkten, unmittelbaren und sicheren Übertrag von Zahlungen zwischen Nutzern, ohne kostentreibende Intermediäre.

Anders ist das bei Twint: Twint ist ein Konto-zu-Konto Angebot der Banken, bei welchem für den Übertrag der Zahlungen die herkömmliche Finanzmarktinfrastruktur genutzt wird. Diese hat sich etabliert und wird meines Erachtens einen wichtigen Stellenwert behalten. Aber sie kann wichtige Anfordernisse der immer digitaler werdenden Welt nicht erfüllen, wie die oben genannten Beispiele zeigen.

Solche Anwendungen werden möglich, weil in die Transaktion sogenannte Smart Contracts integriert sind. Die technische Umsetzung ist relativ einfach, es braucht dafür jedoch ein funktionales Zahlungsmittel: einen digitalen Franken in unserem Fall.

Stünde eine digitale Zentralbankwährung der Schweizerischen Nationalbank in direkter Konkurrenz mit der Swiss Stablecoin AG (SSC)?

VIDEO: Pascale Bruderer bei Schawinski
Schweizer Radio und Fernsehen

Um diese Frage zu beantworten, muss ich zuerst zurück blenden. Denn ich will kein Geheimnis daraus machen: Die SSC wäre gar nicht erst gegründet worden, hätte sich die Nationalbank betreffend Retail-CBDC anders positioniert.

Die SNB stellt sich allerdings klar auf den Standpunkt, dass sie ihre CBDC-Aktivitäten auf den Wholesale-Bereich beschränken will und beim Angebot für Unternehmen und Haushalte die Privatwirtschaft im Lead sieht. Ganz im Sinne der bewährten Rollenteilung in der Geldpolitik. Ordnungspolitisch ist diese Haltung der SNB nachvollziehbar. International sehen wir jedoch eine andere Entwicklung: 93% der Zentralbanken setzen sich aktuell mit der Digitalisierung ihrer Währung auseinander – einige davon durchaus auch mit Endkunden im Blickfeld. So auch die EZB mit ihrem digitalen Euro.

Für die Schweiz stellt sich deshalb die Frage: Was bedeutet diese Entwicklung für unsere Souveränität und Finanzstabilität?

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Meine Überzeugung ist: Es braucht auch ein reguliertes Angebot aus der Schweiz für die Schweiz. Genau diesen Ball wollte die SSC ins Rollen bringen und daran arbeiten wir, im engen Dialog mit den Behörden. Denn es wird einen Bedarf geben für einen breit zugänglichen digitalen Schweizer Franken und - jetzt rede ich nicht nur als Unternehmerin, sondern auch als Bürgerin - wir dürfen dies nicht ausländischen Anbietern überlassen.

Wie schätzen Sie die Rolle des öffentlichen und privaten Sektors bei der Entwicklung digitaler Währungen ein?

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Aufgrund meiner politischen Herkunft überrascht diese Antwort wohl kaum: Aus meiner Sicht braucht es in diesem Bereich zwingend eine enge Zusammenarbeit zwischen öffentlicher und privater Seite. Ein digitaler Franken ist nicht nur eine Frage der Innovationskraft, sondern auch der geldpolitischen Souveränität.

Für das ganze SSC-Team war deshalb von Beginn weg klar, dass wir auf einen regelmässigen Dialog mit allen relevanten Behörden setzen. Der Schweizer Franken ist ein öffentliches Gut, es gilt mit seiner funktionalen Weiterentwicklung enorm umsichtig und sorgsam umzugehen. Wir sind uns dieser Verantwortung absolut bewusst, wir stellen Vertrauen und solide Regulation ins Zentrum unseres Vorhabens. Bei der Umsetzung achten wir darauf, dass wir flexibel bleiben angesichts künftiger Entwicklungen und das Produkt auch einen Mehrwert hat, falls sich Rahmenbedingungen – wie beispielsweise die Positionsbezüge der SNB – ändern.

Wird die SSC eine öffentliche oder private Blockchain-Infrastruktur für den Digitalfranken nutzen? Wie schätzen Sie die Vor- und Nachteile ein?

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Thomas der Sparkojote

Die SSC wird eine öffentliche Blockchain-Infrastruktur nutzen. Das bringt einige Herausforderungen mit sich, zum Beispiel in den Bereichen der Skalierbarkeit, Privatsphäre und Kosteneffizienz. Es gibt aber innovative Lösungen, um damit umzugehen und eine attraktive, sichere Umsetzung zu ermöglichen. Denn diese drei Punkte sind absolut zentral für uns.

Der Grund für die Nutzung öffentlicher Blockchain-Protokolle liegt in der enormen Innovationskraft dieser Technologie. Die Modularität und Zusammensetzbarkeit der einzelnen Elemente, die bereits bestehen, erachten wir als enorm wertvoll. Damit ein digitaler Schweizer Franken sich weit verbreiten kann, ist ein offenes Ökosystem zwingend. Diesem Anspruch wird, so unsere Überzeugung, nur eine öffentliche Blockchain gerecht.

Auf welche Entwicklungen in den nächsten 3-5 Jahren freuen Sie sich am meisten?

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Thorsten Wittmann Offiziell - Finanzielle Freiheit

In 3-5 Jahren wird erst der Beginn dieser Entwicklung stattfinden. Dennoch freue ich mich am meisten darauf zu sehen und mitzuermöglichen, wie ein digitaler Franken die Innovationskraft unseres Landes stärken kann. Mit einem Mehrwert nicht nur für die Finanzindustrie, sondern für die breite Realwirtschaft, für die öffentliche Hand und damit verbunden auch für die Bevölkerung.

Die Schweiz hat alles, was es braucht, um den Weg in Richtung digitale Währungen souverän und mit eigenem Erfolgsmodell zu meistern. Hier einen Beitrag zu leisten, motiviert mich sehr.


Pascale Bruderer, Gründerin und Verwaltungsratspräsidentin der Swiss Stablecoin AG (SSC), blickt auf eine langjährige politische Karriere zurück als ehemalige Nationalrätin, Nationalratspräsidentin und Ständerätin. Die von ihr 2022 gegründete SSC verfolgt das Ziel, zu einem offen zugänglichen, breit abgestützten und vollumfänglich regulierten digitalen Schweizer Franken beizutragen. Dieser soll die bestehende Zahlungsinfrastruktur mit mehr Funktionalität ergänzen, im digitalen Raum Transaktionen vereinfachen und dadurch innovative Geschäftsmodelle fördern. Die SSC setzt auf Partnerschaften mit schweizweit relevanten Unternehmen sowohl der Finanzindustrie als auch Realwirtschaft.

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Author: Robert Parks

Last Updated: 1700357403

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